Ernst Hausdörffer wurde am 10. Mai 1811 zu Zorge im Harz geboren, wo der Vater als Markscheider am Berg-bau fungierte. Als solcher wurde dieser 1814 nach Hüttenrode versetzt, wo die beiden Brüder ihre Knabenjahre verlebten, in der Dorfschule Lesen, Schreiben, Rechnen, Bibelkunde u. s. w. erlernten und später zugleich zur

Vorbereitung für das Gymnasium von dem Prediger des Ortes, Pastor Deike, in den Anfangsgründen der lateini-schen und französischen Sprache, Geographie und Geschichte unterrichtet wurden. Ernst pflegte in den Knaben-jahren, während der Vater oft Wochen lang auf Dienstreisen vom Hause abwesend war, in Wäldern, Tälern und auf Bergen umher zu schweifen und dort unmittelbare, selbständige Beobachtungen anzustellen. Kein Knabe des Ortes verstand es besser als er anzugeben, wie und wo die verschiedenen Vögel des Gebirges nisteten, oder am leichtesten gefangen werden konnten, wo und wann ein Hirsch, ein Reh Abends auf die Blöße trat, oder wo ein Fuchs oder Dachs seinen unterirdischen Bau hatte. So kam es, daß er fast 7 Jahre alt wurde, ehe er Stetigkeit genug gewonnen hatte, um Lesen und Schreiben zu lernen. Das machte dem Vater, obgleich von Fach prakti-scher Mathematiker, doch ideale Bildung hochachtete und selbst ein reges Streben darnach besaß, manche trübe Stunde. Michaelis 1823 wurden die beiden Brüder dem Gymnasium zu Blankenburg übergeben. Diese Anstalt verdiente in ihrer damaligen Verfassung nur dem Namen einer lateinischen Schule. Die Lehrkräfte waren, wie das damals bei so vielen Gelehrtenschule der Fall war, für die Aufgabe der jetzigen Gymnasien nicht genügend. Dem Lehrpersonal fehlte im Allgemeinen zu oft wissenschaftliche Tiefe. An der Spitze der Blankenburger Schule stand damals der in Ilfeld gebildete Direktor Leopold, der die Disziplin strenge handhabte. Er stammte aus dem Stollbergischen und war mit Fr. A. Wolf persönlich befreundet. Er hat einige Lebensbeschreibungen Plutarchs herausgegeben. Da der Direktor nur in den beiden ersten Klassen unterrichtete, so haben die beiden Brüder seinen Unterricht nicht genossen; er legte bald darauf sein Schulamt nieder und übernahm ein reicher be-soldetes Kirchenamt. In seine Stelle rückte 1825 der zweite Lehrer, Müller, ein treuer, aber wenig anregender Lehrer. Als die Brüder kaum ein Jahr in der Secunda gewesen waren, starb der Vater am 26. Januar 1826 und hinterließ nicht die Mittel, mit denen die beiden Brüder voraussichtlich die wissenschaftliche Laufbahn fortset-zen konnten. Die Mutter siedelte zunächst mit den Kindern, zwei Schwestern und den beiden Brüdern, nach Blankenburg über. Auf den Rat des Oberbergrats Ribbentrop wurde bald darauf beschlossen, daß der ältere Bruder Ernst das Gymnasium verlassen und zunächst die praktische Tätigkeit im Hüttenfache zu Rübeland be-ginnen solle. Aber kaum war er ein Jahr dort gewesen, als er, ohne jemand zu fragen, sich nach Braunschweig begab und sich an einige Freunde seines verstorbenen Vaters wandte, die ihm ihre Unterstützung versprachen und seine Aufnahme in das Collegium Carolinum zu Braunschweig erwirkten. Einer der Direktoren, ein hervor-ragender Lehrer der Anstalt, Hofrat Dr. Petri, nahm sich des Knaben in wahrhaft väterlicher Weise an. dieser brachte es vorzugsweise als Autodidakt durch großen Fleiß in 4 Jahren so weit, daß er zugleich mit dem jüngeren Bruder Michaelis 1831 die Universität Göttingen beziehen konnte, um sich dem Studium der Philologie zu wid-men. Seine Lehrer waren dort Otfried Müller, Jac. Grimm, Dahlmann, Heeren, Höck, Herbart u. A. Nach drei-jährigem Aufenthalt in Göttingen war er kurze Zeit Privatlehrer in Helsa bei Kasse, dann Lehrer im Großheim-schen Institut in Lübeck und ein halbes Jahr Lehrer im Hause des Regierungspräsidenten Freiherrn Grote in Eutin bis Ostern 1837, wo er als Kollaborator am Gymnasium zu Eutin angestellt wurde. Ostern 1851 rückte er in das Konrektorat auf als Lehrer der Sekunda. So hat er 37 Jahre an dieser Anstalt gewirkt, er hat ihr Wachsen und Gedeihen mitgefördert; gerade in diese Zeit fallen die wesentlichen Veränderungen, die unser Gymnasium in der Neuzeit erfahren hat. Seine Lieblingsbeschäftigung im Privatstudium war das Griechische und Lateini-sche, vorzüglich fühlte er sich zu dem Ersteren hingezogen. In den ersten Jahren seines Schulamtes las er gern mit einem älteren Schüler einen griechischen Schriftsteller, später geschah dies seltener, weil er genötigt war, sich mit den Schülern, die er in sein Haus aufgenommen hatte, zu beschäftigen. E In früheren Jahren hat er mehrere Rezensionen über philologische Schriften verfaßt. An Programm-Abhandlungen des Eutiner Gymnasiums hat er veröffentlicht: r ist am 23. Oktober 1874 gestorben.1)De artis historicae apud Graecos incrementis atque de Thucydide. Eutin 1846. 2)Aphorismen über Gymnasialunterricht. Eutin 1855. 40 S. 3)Die Rede der Platäer und die Erwiederung darauf von den Thebanern: Thukydides lib. II, cp. 52 incl. bis cap. 68 excl. übersetzt. Eutin 1865. 16 S. Aus: Programm Eutin Gymnasium 1875.

Hermann Hausdörffer, Bruder des oben genannten Ernst Hausdörffer, geboren am 1. August 1812 in Zorge auf dem Harze, besuchte das Gymnasium in Blankenburg bis Michaelis 1830, dann das Collegium Carolinum zu Braunschweig bis 1831. Darauf studierte er in Göttingen Philologie und promovierte dort auf Grund seiner Dis-sertation: „De Thucydides prooemio I., 1-23“ zum Dr. phil. Michaelis 1834 ging er nach Braunschweig, wo er an der ersten Klasse des Martineums Unterricht erteilte, fand eine feste Anstellung als Kollaborator (Patent vom 16. April 1846) am Gymnasium zu Blankenburg und wurde Ostern 1855 an das Gymnasium zu Helmstedt versetzt. Hier bekleidete er längere Zeit die Klassenlehrerstelle in Quarta, später die der Tertia, nach eingetretener Teilung dieser Klasse (seit Michaelis 1877) die der Obertertia. Außerdem erteilte er auch Unterricht in der Sekunda und in Prima (hier namentlich Tacitus). Michaelis 1879 wird er in den Ruhestand versetzt. Er hat veröffentlicht: 1)Commentation de Thucydidis prooemio. Diss. inaug. Göttingen 1834. 2)Lehrbuch der lateinischen Sprache für Anfänger. Braunschweig 1851.

3) Über Realismus und Humanismus auf Gymnasien; insbesondere über die lateinische Sprache als Grundlage formaler Bildung. Blankenburg 1854. 22 S. (Programm Blankenburg Gymnasium.) 4)Commentatio de servis ac libertinis, qui et apud Graecos et apud Romanos doctrinae laude floruerunt. Helm-stedt 1856. 20 S. (Programm Helmstedt Gymnasium.) 5)Verzeichnis der Bücher der Bibliothek des Gymnasiums in Helmstedt. Helmstedt 1870. IV, 35 S. (Programm Helmstedt Gymnasium.) Aus: Programm Helmstedt Gymnasium 1880 und 1882.

aus: Franz Kössler: Personenlexikon von Lehrern des 19. Jahrhunderts
http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2008/6114/pdf/Koessler-Haack-Hyss.pdf